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Blogartikel: DASS verstehen und diagnostizieren: Ein Leitfaden für die klinische Praxis

von | 18.03.2025 | Forschung

Das Dry Anophthalmic Socket Syndrome (DASS) ist eine Erkrankung, die Patienten nach der Entfernung eines Auges (Enukleation oder Eviszeration) betrifft. Es handelt sich um ein komplexes Krankheitsbild, das durch eine Reihe von Symptomen und klinischen Zeichen gekennzeichnet ist, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Aspekte der Diagnose von DASS in der klinischen Routine und geben praktische Hinweise für Ärzte und Betroffene.

Was ist DASS?

DASS ist ein Zustand, der durch Trockenheit, Entzündung und andere Veränderungen in der Augenhöhle nach der Entfernung des Auges gekennzeichnet ist. Die Bindehautentzündung spielt dabei eine zentrale Rolle und sollte bei der Behandlung gezielt angegangen werden. Die Pathophysiologie von DASS wird zunehmend besser verstanden, was zu verbesserten Diagnose- und Behandlungsstrategien führt.

Diagnose von DASS in der klinischen Routine

Die Diagnose von DASS umfasst in der Regel eine Kombination aus der Erhebung subjektiver Symptome und einer objektiven klinischen Untersuchung.

  • Subjektive Symptome: Standardisierte Fragebögen wie OSDI (Ocular Surface Disease Index), DEQ-5 (Dry Eye Questionnaire-5) oder SANDE (Symptom Assessment in Neuro-Ophthalmic Disease) sollten verwendet werden, um die Symptome des Patienten systematisch zu erfassen. Es ist wichtig, die Symptome des anophthalmischen Socket und des gesunden Auges getrennt zu bewerten. Bei der Verwendung des OSDI für den anophthalmischen Socket müssen alle Fragen, die sich auf das Sehvermögen beziehen (z. B. Autofahren, Fernsehen), als „nicht beantwortet“ gekennzeichnet und der OSDI-Score entsprechend berechnet werden.
  • Klinische Basisuntersuchung: Eine umfassende klinische Untersuchung mit der Spaltlampe ist unerlässlich. Dabei sollte besonderes Augenmerk auf die Bindehautentzündung, vordere und hintere Blepharitis, die Position der Augenlider, die Blinzelfrequenz und einen möglichen Lagophthalmus (unvollständiger Lidschluss) gelegt werden. Die Messung der Tränenfilmaufbruchzeit kann ebenfalls hilfreich sein, sollte aber aufgrund fehlender validierter Standardwerte und möglicher Messschwierigkeiten bei Patienten mit Lagophthalmus als individueller Follow-up-Parameter betrachtet werden. Auch der Sitz und der Zustand der Prothese sollten überprüft werden.

In den meisten Fällen reichen diese klinischen Basisuntersuchungen aus, um DASS zu diagnostizieren oder auszuschließen.

Wann sind weiterführende Untersuchungen erforderlich?

In einigen Fällen können weiterführende Untersuchungen sinnvoll sein, insbesondere wenn die Diagnose von DASS unklar ist, die Ursache oder der Schweregrad der Bindehautentzündung durch die klinische Untersuchung nicht vollständig erklärt werden kann oder die Therapie nicht wirksam ist.

  • Zusätzliche diagnostische Maßnahmen: In solchen Fällen können die Messung der Tränenfilmosmolarität (TFO) und MMP-9-Point-of-Care-Immunoassays als quantitative, objektive Biomarker, Parameter für den Krankheitsverlauf oder Prädiktoren für das Ansprechen auf die Behandlung eingesetzt werden. Weitere nützliche Untersuchungen können die Bildgebung der Meibom-Drüsen, die Quantifizierung des Tränenmeniskus und der Becherzellen, die Untersuchung des Tränenabflusssystems und die Beurteilung der bakteriellen Flora sein.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle diese zusätzlichen Untersuchungen in jeder augenärztlichen Praxis durchgeführt werden können. In komplexen Fällen kann daher die Überweisung an spezialisierte Zentren mit integrierter Versorgung für Anophthalmie-Patienten ratsam sein.

Fazit

Die Diagnose von DASS in der klinischen Routine erfordert eine sorgfältige Bewertung der subjektiven Symptome und eine umfassende klinische Untersuchung. Während zusätzliche diagnostische Maßnahmen in ausgewählten Fällen hilfreich sein können, sind sie in der Regel nicht in allen Fällen erforderlich. Durch eine fundierte Diagnose und eine gezielte Behandlung können Ärzte dazu beitragen, die Lebensqualität von Patienten mit DASS erheblich zu verbessern.

Hinweis: Dieser Blogartikel dient nur zu Informationszwecken und ersetzt keine persönliche Beratung durch einen Arzt.

https://link.springer.com/article/10.1007/s00417-023-06074-5